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COVID-19-Zusatzbefragungen

Die COVID-19-Pandemie, die von Januar 2020 bis Mai 2023 als globaler Gesundheitsnotstand klassifiziert war, ging mit speziellen Umwelteinflüssen einher, die viele Menschen in ähnlicher Art und Weise betrafen und belasteten. Dies stellte eine seltene Möglichkeit dar, derart umfassende Umweltfaktoren und ihre Auswirkungen zu untersuchen. Aus diesem Grund wurden im Rahmen der COVID-19-Pandemie zusätzliche Befragungsmodule im Rahmen der TwinLife-Studie entwickelt und durchgeführt. Zentrale Aspekte der drei Zusatzbefragungen waren aktuelle Verhaltensweisen, Einstellungen, Stressoren, Gesundheit sowie sozioökonomische Veränderungen als Folge der COVID-19-Pandemie.

Unter den befragten Personen waren die Zwillinge, die Eltern und ein Geschwisterkind. Die ersten beiden Zusatzbefragungen richteten sich ebenfalls an mögliche Stiefeltern der Zwillinge, sofern diese im selben Haushalt lebten, und in der zweiten COVID-19-Zusatzbefragung wurden zum Teil auch die Partner*innen der Zwillinge befragt.


Zeitpunkte der COVID-19-ZusatzerhebungenWann erfolgten die COVID-19-Zusatzbefragungen und wie war das Pandemiegeschehen in diesen Zeiträumen?


Die Zusatzbefragungen decken verschiedene Zeitpunkte der Pandemie ab, sodass auch Einflüsse der Schwere der Pandemie und der Schutzmaßnahmen im Zeitverlauf untersucht werden können. In der Abbildung sind die drei COVID-19-Zusatzbefragungen in Bezug auf den Pandemieverlauf dargestellt.

Die erste Zusatzbefragung (Cov1) wurde vom 24. Juli 2020 bis zum 15. November 2020 im Rückblick auf die erste Welle der Pandemie erhoben. Die erste Welle beinhaltete den ersten Lockdown mit umfassenden Kontaktbeschränkungen und vorübergehender Schließung von Kindertagesstätten, Schulen und Arbeitsstätten und der Absage der meisten (Groß-)Veranstaltungen.

Die zweite Zusatzbefragung (Cov2) lief vom 30. November 2020 bis zum 01. August 2021 und wurde prospektiv, das heißt mit Bezug auf die zu dem Zeitpunkt aktuellen Geschehnisse erhoben. Dabei bezog sich Cov2 auf die zweite und darauffolgende dritte Welle. Hier kamen neue Regelungen wie die Maskenpflicht und vermehrtes Testen hinzu, außerdem erfolgten die Zulassungen von Impfstoffen und die anschließende Verimpfung. Der zweite Lockdown begann im November 2020 ging bis in den März 2021 hinein. Anschließend erfolgten kurze Lockerungen, die jedoch mit einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen einhergingen. Darauf folgten erneute Maßnahmen zur Beschränkung von Kontakten.

Die dritte Zusatzbefragung (Cov3) wurde vom 25. September 2021 bis zum 1. Dezember 2021 durchgeführt, erfolgte wie Cov2 prospektiv und startete zum Beginn der dritten Welle. Die Fallzahlen waren zuletzt wieder gesunken, stiegen jedoch zu diesem Zeitpunkt wieder insbesondere aufgrund der neuen Variante Delta wieder an. Maßnahmen zur Verringerung der Infektionen sind regional unterschiedlich. In Abhängigkeit der Inzidenzen wurden beispielsweise Diskotheken geschlossen und Besucherzahlen von Großveranstaltungen reduziert.


Was wurde erhoben?

Die COVID-19-Zusatzbefragungen dienten der Erfassung psychologischer und sozioökonomischer Informationen im Zusammenhang mit der Pandemie. Diese sind in der unten abgebildeten Tabelle dargestellt. Detailliertere Informationen sind in der Datendokumentation (➔ Codebooks und ➔ Fragebögen) enthalten.

Da die erste COVID-19-Zusatzbefragung der retrospektiven Untersuchung des Pandemieausbruchs diente, bezogen sich die Fragen dieser Erhebung auf diesen Zeitpunkt. Die beiden folgenden Zusatzbefragungen bezogen sich auf den aktuellen Erhebungszeitpunkt.

Erhebungsinhalte der COVID-19-Zusatzbefragungen

Erhebungsinhalt

verwendete Messinstrumente

Beispiele

Soziodemografische Daten

für TwinLife entwickelte Items

Alter, Geschlecht

Migration und Nationalität

für TwinLife entwickelte Items

Geburtsland, Staatsbürgerschaft, Migrationshintergrund, im Haushalt gesprochene Sprache

Bildung und Beruf (nur Cov2)

für TwinLife entwickelte Items

Besuch der Schule, Beschäftigungsverhältnis

Emotionale Beeinträchtigungen

Items aus dem Patient Health Questionnaire (PHQ-D) und dem Generalized Anxiety Disorder (GAD-7) Questionnaire

Nervosität, Ängste, Konzentrationsschwierigkeiten, Freude

Häusliche Umgebung

Confusion, Hubbub and Order Scale (CHAOS)

Lautstärke, Ordnung und Atmosphäre des Haushalts

Gesundheit

für TwinLife entwickelte Items

COVID-19-Erkrankung, Arztbesuche, allgemeine Gesundheit

Berufliche und bildungsbezogene Veränderungen

für TwinLife entwickelte Items

Veränderungen des Beschäftigungsverhältnis, der Arbeitszeiten, des Arbeitsortes und der schulischen Aktivität

Empfundener Einfluss der Pandemie

für TwinLife entwickelte Items

Emfpundener Einfluss auf das Sozialleben, die persönliche Freiheit, Beziehungen und die Gesundheit

Stress, Belastung und soziale Unterstützung

für TwinLife entwickelte Items

Stress und Belastung durch Isolation, weniger Struktur, Homeoffice/Homeschooling und weniger Freizeitaktivitäten, Familienkohäsion und Zusammenhalt

Verhaltensbezogene Veränderungen

EMOTIONS-C (➔ https://formr.uni-muenster.de/EMOTIONS-CORONA2)

Desinfektion, Besuch öffentlicher Plätze und Aktivitäten, Treffen von Freunden und Familie

Resilienz und Coping

Items aus der Brief Resilient Coping Scale (BRCS) und der Skala zur Erfassung des Bewältigungsverhaltens

Kontrollierbarkeit, Ablenkung, Inanspruchnahme sozialer Unterstützung, Akzeptanz, Alkoholkonsum



Untersuchungen zu möglichen epigenetischen Veränderungen


Zusätzlich zu den Erhebungsinhalten der Zusatzbefragungen wurden vor und während der Pandemie ➔ Speichelproben von den Teilnehmer*innen angefragt. Diese bieten die einzigartige Chance, mögliche epigenetische Veränderungen im Rahmen der Pandemie zu untersuchen. Dieser Forschung widmet sich das ➔ TwinLife-Satellitenprojekt TECS. Zusammen mit Wissenschaftler*innen des Instituts für Humangenetik des Universitätsklinikums Bonn und des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München wird darin der Frage nachgegangen, ob sich die unterschiedliche Erfahrung von Belastungen auch auf die Gen-Aktivität auswirkt. So kann zum Beispiel untersucht werden, welche Gruppen psychisch besonders stark durch die Pandemie belastet waren – oder welche gut geschützt waren, und was dazu beigetragen hat. Daraus lässt sich ableiten, wie bestimmte Pandemie-Belastungen auf die verschieden betroffenen Gruppen gewirkt haben. Ebenfalls kann erkannt werden, welche Gruppen in Zukunft besonders geschützt werden müssen und an welchen Lebensbereichen solche Schutzmaßnahmen ansetzen könnten.

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